Datenklo / CCC-Modem

Das Datenklo ist fertig! Ich hab es nach einer Anleitung aus der Hackerbibel Teil 1 gebaut. Diese Anleitung wurde Mitte 1984 ursprünglich in einer der ersten Datenschleudern zum ersten Mal veröffentlicht.

Das Datenklo ist ein analoges Modem, genauer ein sog. Akkustik-Koppler, der an einen Telefonhörer angedockt wird und mit Hilfe von Tönen eine Datenverbindung ermöglicht. Als Adapter zum Telefonhörer dienen dafür zwei (DIN genormte) Spülkastenverbinder, die exakt auf die damals gebräuchlichen Telefonhörer passten. Diese Gummimuffen dienen normalerweise dazu, den Spülkasten mit der Toilette zu verbinden - daher kommt auch der Name "Datenklo". Übrigens gibt es diese Dinger - auch nach 27 Jahren - immer noch im Baumarkt!

Das Telefonnetz gehörte damals nämlich "dem Gilb", das heißt der Deutschen Post, und es war bei Strafe verboten, das Telefonnetz in irgend einer Weise zu manipulieren oder gar ein Gerät an das Telefonnetz anzuschließen, das keine Post-Zulassung hatte. Modems gab es nur in Form teurer Mietgeräte von der Post.

Nach Meinung des CCCs stellte es aber nun keinen Eingriff ins Telefonnetz dar, wenn man seinen Telefonhörer nach dem Wählen auf einem Spülkastenverbinder ablegt, während man gerade mal kurz was am Computer macht. So entstand der Bedarf für einen günstigen Selbstbau-Akkustikkoppler, dessen Teile damals ca. 300 DM kosteten - das entspricht etwa 255 Euro nach heutiger Kaufkraft.

Der Koppler arbeitet bei 300 Baud im full-duplex Modus. Das bedeutet, er kann 300 Symbole (in diesem Fall sind das Bits) pro Sekunde gleichzeitig in beide Richtungen übertragen. Je nach Kodierung ändert sich die tatsächliche Datenrate. Beim gebräuchlichen 8N1 (8 Daten-Bits, ein Stop-Bit, keine Parität) sind es 30 Bytes pro Sekunde. Also benötigt eine Zeile in einem 80-Zeichen Terminal etwa 2.6 Sekunden, und der komplette Terminalinhalt die 25-fache Zeit.

Hier sind ein paar Bilder vom Aufbau. Das Platinenlayout habe ich aus der Datenschleuder abgescanned, daraus eine Belichtungsvorlage auf Folie erstellt und damit eine Europlatine belichtet. Zum Ätzen verwende ich Natriumpersulfat in einer beheizten Küvette. Ich mag Natriumpersulfat. Es ätzt mit hoher Konturschräfe, lässt sich lange lagern, und in der Umgebung fängt nichts spontan an zu rosten. Bei Eisen(III)-chlorid oder Salzsäure war das immer ein Problem. Der Nachteil: Es dauert etwas länger, und man braucht Temperaturen um die 40°C, damit es ordentlich funktioniert. Deshalb die Küvette.

Hier das fertige Modem + passendem Telefon (ein FeTAp 611).


Angeflanscht.

Als Gegenstelle für den Datenanruf dient übrigens ein Linux-Rechner mit mgetty, und meinem alten Teledat 33.6 Modem, mit dem ich Weihnachten 1998 zum ersten mal im Internet war - das kommt bis 300 Baud runter. Weil 300 Baud echt nicht schnell sind, habe ich bisher darauf verzichtet, darüber IP zu sprechen (z.B. via SLIP), sondern benutze es nur als reines Terminal zur Gegenstelle mit Internetanschluss, und dann z.B. Telnet oder einen Textbrowser wie lynx oder w3m.


Sound einschalten!

1. Update: Das Datenklo im Außeneinsatz:

2. Update: Im diesem Blogeintrag führe ich zusammen, was zusammen gehört: Ein 8086 Laptop + das Datenklo.